Katharina Lampert wurde am 5. Oktober 1913 in Eichwies bei Oberriet, einer Gemeinde im Schweizer Rheintal geboren. Die Eltern Karl-Wilhelm und Hermina Lampert stammten aus Götzis, Vorarlberg. Ihr Vater war Heizer in der Möbeltischlerei Albert Niederer in Dornbirn. Sie hatte drei Geschwister: einen Bruder, der in der Schweiz lebte, der andere arbeitete als Eisengießer in Rankweil und ihre Schwester war Klosterkandidatin. Ihr Bruder soll oft gesagt haben: „Kathi war meine Lieblingsschwester.“

In einem Brief aus dem Jahr 1932 wird ersichtlich, dass Katharina seit 1. Oktober 1931 gemeinsam mit ihrer Mutter bei Frau Marianne Frick in Sulz wohnte. Um die finanzielle Situation der Familie war es nicht gut bestellt, da ihr Wohnhaus in Götzis zuvor ohne ausreichenden Versicherungsschutz abgebrannt war. So suchte sie um Unterstützung bei der Gemeindevorstehung an, weil sie nicht arbeiten gehen konnte, da sie sich um ihre 18-jährige Tochter kümmerte.

Ihre Mutter starb am 6. Juli 1934, woraufhin Katharina Lampert in die Armenanstalt Götzis gebracht wurde.

Im Aufnahmebogen wurde als Diagnose vermerkt, dass sie Epileptikerin und eher kränklich sei. Sie hatte kein Vermögen, kein Einkommen und keine Rente. Keine Krankenkassa und keine Versicherung waren für sie zuständig, was bedeutete, dass sie zur „Pfründnerin“ wurde. Sie war auf Spenden oder den guten Willen der Gemeinde angewiesen. Die Anstaltsfürsorge wurde in der Folge vom Land Vorarlberg übernommen.

Arme Pfründner wurden, falls sie körperlich dazu in der Lage waren, zur Mithilfe verpflichtet. So mussten sie z. B. in der Landwirtschaft helfen, Küchendienste verrichten oder in Feld und Garten arbeiten. Das Gruppenfoto auf dem Lampert mit einer Pfeife zu sehen ist, zeigt die „ArmenhäuslerInnen“ von Götzis im Sommer 1935 beim Arbeitseinsatz auf dem Gutshof Rheinau. Zur Zeit der Aufnahme war Kathi Lampert 22 Jahre alt.

In der Armenanstalt Götzis lebten vor allem Erwachsene, im Jahr 1938 wurden dort ca. 15 Kinder über Mittag betreut.

Kathi Lampert galt als „kränklich“ und hatte epileptische Anfälle. Da es zur damaligen Zeit noch keine entsprechenden Medikamente gab, führten die Anfälle zu weiteren Schädigungen des Gehirns.

Im Zuge der Räumung des Armenhauses Götzis kam Katharina Lampert am 16. Februar 1940 in die Gau- Heil- und Pflegeanstalt Valduna nach Rankweil.

Ein Jahr später, am 10. Februar 1941 wurde sie mit einem Bus mit verdunkelten Scheiben abgeholt und nach Niedernhart/Linz und anschließend nach Hartheim gebracht.

In dem Schreiben vom 12. Februar 1941 an ihren Vater in Dornbirn wird diesem mitgeteilt, dass seine Tochter in die Landesanstalt Hartheim verlegt wurde und er keine weiteren Auskünfte erhält, außer wenn sich etwas ändert. Zudem wären Besuche untersagt. Diesen Brief hat der Vater unzählig oft entfaltet und auch repariert.

Die Todesnachricht an ihren Vater aus der Landesanstalt Hartheim ist mit 18. Februar 1941 datiert. Als Ursache für den Tod wird ein Status epilepticus (epileptischer Anfall) angegeben.

Die Krankengeschichte Katharina Lamperts befindet sich unter den erhaltenen Krankenunterlagen im Bundesarchiv Berlin. Heute ist eine Schule in Götzis nach ihr benannt: die Kathi-Lampert-Schule für Sozialbetreuungsberufe. 

Emil Kellberger wurde am 13. August 1895 in München geborenAm17. Juni 1919 heiratete er die Maurerpolierstochter Marie Greilinger.

Emil Kellberger litt an Schizophrenie und befand sich deshalb in einer Münchner Klinik, später in Eglfing-Haar bei München und schließlich in Deggendorf (Niederbayern) zur Behandlung.

Am 6. Juni 1931 wurde er aus Deggendorf in die niederbayerische Anstalt Mainkofen verlegt. Anfang 1934 wurde Kellberger aufgrund des nationalsozialistischen Gesetzes „zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zwangsweise sterilisiert.

Fast genau zehn Jahre später, am 6. Mai 1941, wurde Emil Kellberger aus Mainkofen „in eine andere Anstalt“, sprich nach Hartheim, gebracht und ist dort ermordet. Laut der in Hartheim ausgestellten Sterbeurkunde starb er am 23. Mai 1941 an „Lungenentzündung, Kreislaufschwäche“. Bei diesen Angaben handelte es sich jedoch um Fälschungen durch die T4-Verwaltung. In Wirklichkeit dürfte Kellberger noch am 23. Mai 1941 oder einem der unmittelbar darauf folgenden Tage in Hartheim ermordet worden sein. Die Verlegung des Todesdatums auf einen späteren Zeitpunkt diente auch finanziellen Zwecken, um weiter Geld für die Pflege der Kranken von den Kostenträgern zu beziehen, obwohl diese schon nicht mehr am Leben waren. Unter anderem finanzierte sich der für die Morde zuständige Apparat der „T4“ durch diesen Betrug.

Josef Hübel wurde am 1. Jänner 1902 in Nieder-Absdorf (heute Ringelsdorf-Niederabsdorf) im Bezirk Gänserndorf (NÖ) geboren. Er wohnte später in Waltersdorf an der March, heute ein Ortsteil der Gemeinde Drösing, und in Enzersdorf an der Fischa (beide in Niederösterreich).

Sein Beruf war der eines Hilfsarbeiters.

Leider sind zu Josef Hübels Leben und zu seiner Person nur wenige Informationen vorhanden. Der Krankengeschichte kann man entnehmen, dass er klein und schlank gewesen sei (1,65 m Körpergröße bei einem Gewicht zwischen 43 und 46 kg).

Am 22. Juli 1929 erlitt Josef Hübel in Fischamend einen Arbeitsunfall. Er wurde in der Folge unter Kuratel gestellt. Die Rente ging an Thomas Hübel, seinen Vater, in Enzersdorf. 1935 wurde diese Rente um die Hälfte gekürzt (von S 96,- auf S 48,-), da man Hübels Erwerbsfähigkeit auf 50% einstufte.

Josef Hübel kam am 17. Juli 1935 in die „Niederösterreichische Landes-Irrenanstalt Gugging“ in Klosterneuburg. Er wurde bereits zum zweiten Mal aufgenommen.

Aus Gugging wurde Josef Hübel am 4. Dezember 1940 „in eine der Direktion nicht genannte Anstalt übersetzt“. Diese „Anstalt“ war in Wirklichkeit Hartheim, wo Josef Hübel ermordet wurde.

Arthur Jacobs wurde laut Geburtsurkunde am 15. Februar 1883 in Heiligenhaus bei Düsseldorf als viertes Kind geboren. Seine Eltern Luise und Salomon Jacobs waren „israelitischer Religion“ und hatten sechs Kinder (Gustav, Meta, Hedwig, Arthur, Helene, Adele). Eines davon starb im Kindesalter, die anderen fünf sollten später dem NS-Regime zum Opfer fallen.

Der Vater hatte eine Klempnerei und war Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr. Arthur Jacobs wollte sich jedoch nicht in seinem Unternehmen betätigen, sondern gründete mit anderen Partnern gemeinsam eine Fabrik für Schlüssel und Beschläge. Während des 1. Weltkrieges stand das Unternehmen still.

Im 1. Weltkrieg erhielt Arthur Jacobs das „Eiserne Kreuz“. Ab 1919 lebte er dann für zehn Jahre in Düsseldorf und zog im August 1929 zurück nach Heiligenhaus.

Mit 48 Jahren, am 19. März 1931, heiratete Arthur Jacobs die 21-jährige Katholikin Maria Victoria Braunfeld aus Oberhausen. Gemeinsam hatten sie drei Kinder: Klaus, Luise und Leni. Jacobs, der als Kaufmann sein Geld verdiente, war viel auf Geschäftsreisen unterwegs, z. B. in der Schweiz, so auch im Jahr 1933, als am 28. März seine Tochter Luise zur Welt kam.

Arthur Jacobs war ab 29. Oktober 1935 arbeitslos gemeldet, weil ihm als Juden Geschäfte mit Deutschen nicht erlaubt waren. Deshalb war er von der Sozialhilfe abhängig. Es dürften sich dann doch Geschäfte ergeben haben, woraufhin er wegen „betrügerischen Machenschaften“, wie es in einem Zeitungsartikel hieß, für ein halbes Jahr in Haft kam. Man warf Jacobs vor, dass er unberechtigt Unterstützung bezogen und somit die „Reichsanstalt für Arbeitsbeschaffung“ betrogen habe. Von der Gestapo wurde er vermutlich schon deshalb kontrolliert, weil er ein reisender Provisionsvertreter jüdischer Abstammung war.

Jacobs erste Haft dauerte von Dezember 1936 bis Juni 1937. Im darauffolgenden Jahr wurde er dann im Februar 1938 zum zweiten Mal im Zuge der Aktion gegen so genannte „asoziale Elemente“ als „vorbestrafter Jude“ verhaftet, man schickte ihn mit 15. Juni 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen.

Das Pogrom vom 9. November 1938 – die so genannte „Reichskristallnacht“ – veranlasste schließlich Jacobs Frau dazu, die Kinder am 28. März 1939 alleine nach Rotterdam in den Niederlanden zu schicken.

Am 1. Jänner 1939 wurde gemäß den Vorschriften für Juden im Deutschen Reich auf Arthur Jacobs Meldekarte zwangsweise der Name „Israel“ als zusätzlicher Vorname vermerkt.

Aus einem Schreiben des Bürgermeisters von Heiligenhaus vom 22. Juli 1939 erfährt man von der beabsichtigten Auswanderung Arthur Jacobs. Maria Jacobs versuchte diese zu beschleunigen und hielt sich deshalb in den Niederlanden auf, wo sie die nötigen Papiere für eine Emigration nach Brasilien besorgen wollte. Sie wurde jedoch am 28. März 1940 von der niederländischen Polizei verhaftet und nach Deutschland abgeschoben, weil sie sich zu lange im Land aufgehalten hatte. Nach der Rückkehr wurde sie, wie ein Dokument Auskunft gibt, von der Gestapo verhört.

Aufgrund eines Schreibens des Regierungspräsidenten vom 4. Jänner 1940 wäre Arthur Jacobs beinahe freigelassen worden, da man gegen seine Auswanderung nichts einzuwenden hatte. Diese Versuche zu emigrieren scheiterten jedoch an einem gültigen Einreisevisum für Brasilien.

Nach rund zwei Jahren im KZ Sachsenhausen wurde Arthur Jacobs am 3. September 1940 in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Seine Frau bemühte sich weiterhin, eine Auswanderung zu ermöglichen, aber auch die Jüdische Kultusvereinigung machte ihr diesbezüglich in einem Schreiben wenig Hoffnung. Nach fünf Monaten kam er am 23. Jänner 1941 in das Konzentrationslager Neuengamme, wo er vermutlich beim Lagerbau mithalf. Von dort wurde er dann am 14. September 1941 wieder zurück nach Dachau gebracht.

Seine schlechte gesundheitliche Verfassung durch die schwere Arbeit führte dazu, dass er am 26. Jänner 1942 mit einem „Invalidentransport“ im Rahmen der „Sonderbehandlung 14f13“ nach Hartheim gebracht wurde. Den Häftlingen wurde gesagt, dass sie in ein Sanatorium kämen, jedoch wurden sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in Hartheim durch Kohlenmonoxyd ermordet.

Offiziell verstarb Arthur Jacobs am 7. Februar 1942 im KZ Dachau an einem „Versagen von Herz und Kreislauf bei Grippe“. Hartheim ist aufgrund der Vertuschungsmaßnahmen in den offiziellen Dokumenten nicht zu finden.

Seine Frau und seine drei Kinder, von denen die Tochter Luise später ein Buch über die Lebensgeschichte des Vaters schreiben sollte, überlebten, seine Enkelkinder und Urenkel konnte Arthur Jacobs leider nie kennen lernen.

Karl Horvath wurde am 13. April 1908 in Graz geboren. Er war einer von 500.000 Roma und Sinti die während des NS-Regimes ermordet wurden.

Außer dass Karl Horvath seinen Vater früh verlor, ist über seine Kindheit und Jugend wenig bekannt. Laut seiner Tochter war er jedoch von Jugend an ein moderner und aufgeschlossener Mann, der lesen und schreiben konnte, was zu dieser Zeit unter den Roma keine Selbstverständlichkeit war. Außerdem schickte Karl Horvath seine Kinder zur Schule. Wakar, wie sein Roma-Name lautete, lebte laut seiner Tochter, verglichen mit anderen Roma, eher unkonventionell und kleidete sich stilvoll und modebewusst. Er trug vor allem gerne englische Anzüge.

Wie viele Roma zogen Karl Horvath und seine Frau Sidi, die im Gegensatz zu ihm Analphabetin war, mit ihrem Wohnwagen durch Österreich. Er handelte auf Pferdemärkten, während seine Frau versuchte, Stoffe an Bäuerinnen zu verkaufen. Es war eine schwierige Zeit, schilderte die hinterbliebene Tochter: Es gab Schwierigkeiten Stellplätze zu finden, sowie wetter- und gesellschaftlich bedingte Probleme.

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde das Überleben als Reisende immer problematischer. Als das Verbot des Umherziehens 1939 erlassen wurde, entschlossen sich Karl und Sidi mit ihren sechs Kindern nach Wien zu ziehen und sesshaft zu werden. Dort konnten sie den Wohnwagen auf dem Gelände eines Fuhrunternehmers unterstellen und bauten den Wagen auf dessen Rat in ein Holzhäuschen um, um weniger Aufmerksamkeit zu erwecken.

Er und die älteste Tochter machten sich auf Arbeitssuche in den umliegenden Fabriken. Die Kleinsten wurden in die Volksschule geschickt, wo sie von Mitschülern gehänselt wurden und auch vom Lehrer keinen Schutz erhielten.

1941 wurde Karl Horvath zu Hause von der Gestapo abgeholt. Auf der erhaltenen Karteikarte ist bei „Rassezugehörigkeit“ „Zigeuner“ vermerkt worden. Seine Tochter schildert die Verhaftung folgendermaßen: „Eines Tages holte die Gestapo unseren Vater Karl Wakar Horvath von unserem Platz ab. Sie kamen in einem kleinen Auto und stießen ihn hinein. Wir Kinder standen da, mit Tränen um unseren Vater. Er winkte noch einmal, dann fuhren sie mit ihm fort. Das war 1941 und meine letzte Erinnerung an ihn. Wir sahen ihn nie wieder.“

Am 20. Jänner 1941 wurde Karl Horvath in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Seine Häftlingskategorie lautete auf „Schutzhaft, Arbeitszwang-Reich, Asozial“.

Das Holzhaus in Wien wurde mit einem Gitter umzäunt und den Kindern verboten sich außerhalb dieses Rahmens aufzuhalten.

Zwischenzeitlich überstellte man Karl Horvath in die Konzentrationslager Neuengamme und Sachsenhausen, anschließend wieder zurück nach Dachau.

Er stand in Briefkontakt mit seiner Familie, die er auch mit codierten Nachrichten über das Morden in den Konzentrationslagern zu warnen versuchte. Karl Horvath umging die scharfe Zensur der Lagerverwaltung indem er Begriffe auf Romanes wie normale Namen von Personen in den Briefen einsetzte. Beispielsweise der harmlos erscheinende Satz „Wie geht’s denn Katte Mandaren?“ war in Wirklichkeit eine Information über das Töten in den Lagern.

Am 28. November 1942 wurde Karl Horvath mit einem „Invalidentransport“ von Dachau nach Hartheim überstellt. Offiziell wurde sein Tod am 30. November 1942 im KZ Dachau gemeldet. Am 2. Dezember 1942 beurkundete das Lagerstandesamt seinen Tod und gab als Todesursache „Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungentuberkulose“ an.

1943 erhielt die Familie die Todesnachricht des Vaters, ein dreiviertel Jahr später seine Urne. Während der dreitägigen Totenwache, die bei Roma üblich ist, wurden Frau und Kinder wenige Stunden vor dem Begräbnis von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz transportiert. Ein Sohn starb im Konzentrationslager, die anderen fünf Kinder sowie Karl Horvaths Frau überlebten, standen jedoch bei ihrer Rückkehr nach Österreich vor dem Nichts.