Amalia Finker kam am 1. Juli 1880 in Graz unehelich zur Welt. Laut dem Geburts- und Taufschein ließ sie ihre zweimal verwitwete Mutter Agatha Finker am 3. Juli 1880 in der Pfarre St. Andrä in Graz, Diözese Seckau, taufen.

Nach der Schule erlernte sie den Beruf der Schneiderin. 

Es existiert ein Foto, das sie im Alter von 25 Jahren, im Jahr 1905, zeigt. Am 19. Juni 1906 kam ihr Sohn Anton in Wien zur Welt, der Vater von Anton – sein Name war Anton Maria Schlegel, geboren am 14. Mai 1877 in Fürstenfeld – heiratete aber dann Amalia Finker nicht wie versprochen. In der Folge dürfte sie depressiv geworden sein.

Mutter und Sohn zogen mit Anton Schlegel zirka 1914 nach Innsbruck, wo es 1920 zur Trennung der Eltern kam. Ab diesem Jahr 1920 fielen dem Sohn immer öfter Veränderungen an seiner Mutter auf. Sie wollte Selbstmord begehen, tat dies aber dann angeblich aus Liebe zu ihrem Sohn nicht, sie sei weiters aufgeregt gewesen und habe öfter geschrien, außerdem hätte sie immer Angst gehabt, dass sie verfolgt würde. 

Daraufhin wurde Amalia Finker am 14. August 1920 in das Allgemeine Krankenhaus Innsbruck aufgenommen. Am 10. Oktober 1920 überwies man sie in die “Landes-Irrenanstalt Hall”, als Diagnose wurde “Schizophrenie” vermerkt. Als erbliche Belastung führte man ihren Vater an, der jähzornig gewesen sei. Die Ursache für ihre Krankheit wurde als unbekannt angegeben. Der Sohn kam im September 1920 zur Halbschwester von Amalia Finker nach Villach.

Während des Aufenthalts hatte Amalia Finker Wutausbrüche, war unruhig und erhielt dann Einspritzungen von Luminal, einem Beruhigungsmittel. Finker hörte laut Krankengeschichte auch innere Stimmen.

Am 18. November 1927 wurde sie aus der “Landes-Irrenanstalt Hall” mit der Diagnose Schizophrenie in die Anstalt Ljubljana (Laibach) im damaligen Jugoslawien überstellt. Der Grund für die Überstellung war, dass Amalia Finker in der Gemeinde Pöltschach (slowenisch: Poljčane) in der früheren Untersteiermark, die nach 1918 zu Jugoslawien gehörte, ihr Heimatrecht besaß. Deshalb waren nunmehr jugoslawische Stellen für ihre Unterbringung zuständig.

Ab dem 22. November 1927 befand sich Finker in der Nervenheilanstalt Ljubljana. Die Diagnose lautete auf “Dementia praecox, Paraphrenia”. Anschließend war sie ab dem 9. Juli 1930 in der Nervenheilanstalt Studenec untergebracht, wo sie bis zum 12. Februar 1934 aufgrund der Diagnose “Schizophrenie” bleiben musste.

Danach lebte Amalia Finker in der Nervenheilanstalt Novo Celje (Neu-Cilli) in der Stadt Cilli (heute Celje, Slowenien). Die Diagnose lautete auf “Paraphrenie, Paranoia”. Auf einem Foto mit anderen Patientinnen ist sie als zweite von links zu sehen.

Sie beschäftigte sich in Cilli beständig mit Handarbeiten und las zahlreiche Bücher. Um sich geistig zu betätigen, schrieb sie in einem kleinen Büchlein mit dem Titel “Erinnerungen an die Kochzeit” einerseits Kochrezepte auf, und listete andererseits Dichter, europäische Hauptstädte, Königreiche etc. auf.

Bei ihren Mitpatientinnen dürfte Amalia Finker nicht unbeliebt gewesen sein, denn ein Brief einer ehemaligen Mitpatientin an Finkers Sohn aus dem Jahr 1941 zeichnet ein sehr sympathisches und positives Bild von ihr.

Die letzte Notiz in der Krankengeschichte stammt vom 20. Dezember 1940, darin wird ihr Zustand als unverändert beschrieben: “Zustand nach wie vor unverändert, die Patientin ruhig, freundlich, Manierismus wie gewohnt […]”.

Nach dem Überfall auf Jugoslawien im April 1941 und dem Anschluss der Untersteiermark an das Deutsche Reich wurde auch die Anstalt in Celje/Cilli von der NS-Euthanasie erfasst. Am 9. Juni 1941 brachte man Amalia Finker mit 356 weiteren Patienten und Patientinnen zur Ermordung in das Schloss Hartheim.

Der Todeszeitpunkt wurde von der zur Tarnung so benannten “Landesanstalt Hartheim” offiziell mit 26. Juni 1941 angegeben. Amalia Finker starb der Sterbeurkunde folgend an “Gehirnschlag”.

Über den Umweg eines Schreibens des Bürgermeisters von Pöltschach vom 7. August 1941 – Amalia Finker besaß dort wie erwähnt ihr Heimatrecht – erhielt Anton Finker Nachricht vom Tod seiner Mutter. 

Die Verwaltung der Tötungsanstalt Hartheim übersandte ihm in der Folge am 21. August 1941 ein Schreiben, in dem sie ihn darauf hinwies, dass ein Nachlass seiner Mutter vorhanden sei. Auch benachrichtigte man den Sohn Anton Finker wegen der Beisetzung der Urne mit den angeblichen Überresten seiner Mutter. Im Partezettel kündigte er die Beisetzung der Urne auf dem St. Peter-Friedhof in Graz an. Am 29. August übersandte schließlich die Verwaltung der Tötungsanstalt Hartheim den Nachlass an Amalia Finkers Sohn.