Erich Forster
Erich Forster wurde am 26. Dezember 1885 als fünftes Kind von Katharina und Franz Xaver Forster in Unterdreienau im Haus „Stampf“ (Stampf = Ölmühle), Sulzberg-Thal, Vorarlberg, geboren. Er hatte noch zehn Geschwister, zwei ältere Brüder (Josef Anton und Edmund), zwei ältere Schwestern (Olga und Emma), zwei jüngere Brüder (Albinus und Oskar) und vier jüngere Schwestern (Klaudia, Ilga, Hilda und Ida). Drei von ihnen starben bereits als Kleinkinder. Erich Forster kam vermutlich schon gehörlos zur Welt und war leicht geistig behindert, sein zwei Jahre jüngerer Bruder Albin war ebenfalls geistig behindert. Die große Familie war in der Gemeinde angesehen, der Vater war gewähltes Mitglied im Gemeindeausschuss.
Erich Forster war im Dorfleben integriert. Er hatte einen kleinen Verdienst, indem er an der Rotach Sandstein brach, diesen zuhause vermahlte und den gewonnenen Feinsand in den Häusern des Dorfes anbot. Dieses Scheuermittel wurde in den Haushalten als Reinigungsmittel gebraucht. Im Ort verständigte sich Erich Forster „mit Händen und Füßen“, was des Öfteren zur Belustigung der Kinder beitrug.
Die Eltern der Brüder Forster starben, der Rest der Familie war ins benachbarte Bayern übersiedelt. Da die beiden Brüder, die nach ihrem Haus „Stampfer“ genannt wurden, niemand mehr hatten, der sie betreuen konnte oder wollte, kamen sie in den Jahren 1936 und 1937 in das Armenhaus Sulzberg.
Bereits 1938 hätte die Gemeinde Erich Forster in die „Landesirrenanstalt Valduna“ in Rankweil übergeben können, dies wurde wahrscheinlich wegen der damit verbundenen höheren Pflegekosten nicht getan. Am 2. März 1941 wurde Erich Forster schließlich aus dem Armenhaus Sulzberg in die Valduna gebracht. Die Überstellung erfolgte bereits in Vorbereitung der Transporte im Rahmen der „Aktion T4“.
Die Brüder Forster dürften bereits geahnt haben, was mit ihnen geschehen würde. Erich Forster war beim Abtransport aus Sulzberg auf dem offenen Lastwagen sehr aufgeregt und „fuchtelte“ den anderen Leuten hilfeflehend zu. Laut Zeitzeugenberichten fuhr er mit der Hand am Hals hin und her, eine Geste um zu zeigen, dass sie ihn umbringen wollen. Sein Bruder Albinus war vorher bereits geflüchtet und hatte sich im Wald und in einer schwer zugänglichen Schlucht versteckt. Nach einer Weile wagte er sich wieder in das Dorf und konnte dort auf einem Bauernhof als Knecht arbeiten; er hat die Nazijahre überlebt.
Erich Forster wurde von der Irrenanstalt Valduna in Rankweil am 17. März 1941 in die Landesanstalt Hartheim überstellt und verstarb dort laut den „offiziellen“ Unterlagen am 10. April 1941.
Seit 2011 erinnert auf dem Dorffriedhof der Gemeinde Thal (Bregenzerwald) eine Gedenktafel an Erich Forster.