Karl Horvath wurde am 13. April 1908 in Graz geboren. Er war einer von 500.000 Roma und Sinti die während des NS-Regimes ermordet wurden.

Außer dass Karl Horvath seinen Vater früh verlor, ist über seine Kindheit und Jugend wenig bekannt. Laut seiner Tochter war er jedoch von Jugend an ein moderner und aufgeschlossener Mann, der lesen und schreiben konnte, was zu dieser Zeit unter den Roma keine Selbstverständlichkeit war. Außerdem schickte Karl Horvath seine Kinder zur Schule. Wakar, wie sein Roma-Name lautete, lebte laut seiner Tochter, verglichen mit anderen Roma, eher unkonventionell und kleidete sich stilvoll und modebewusst. Er trug vor allem gerne englische Anzüge.

Wie viele Roma zogen Karl Horvath und seine Frau Sidi, die im Gegensatz zu ihm Analphabetin war, mit ihrem Wohnwagen durch Österreich. Er handelte auf Pferdemärkten, während seine Frau versuchte, Stoffe an Bäuerinnen zu verkaufen. Es war eine schwierige Zeit, schilderte die hinterbliebene Tochter: Es gab Schwierigkeiten Stellplätze zu finden, sowie wetter- und gesellschaftlich bedingte Probleme.

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde das Überleben als Reisende immer problematischer. Als das Verbot des Umherziehens 1939 erlassen wurde, entschlossen sich Karl und Sidi mit ihren sechs Kindern nach Wien zu ziehen und sesshaft zu werden. Dort konnten sie den Wohnwagen auf dem Gelände eines Fuhrunternehmers unterstellen und bauten den Wagen auf dessen Rat in ein Holzhäuschen um, um weniger Aufmerksamkeit zu erwecken.

Er und die älteste Tochter machten sich auf Arbeitssuche in den umliegenden Fabriken. Die Kleinsten wurden in die Volksschule geschickt, wo sie von Mitschülern gehänselt wurden und auch vom Lehrer keinen Schutz erhielten.

1941 wurde Karl Horvath zu Hause von der Gestapo abgeholt. Auf der erhaltenen Karteikarte ist bei „Rassezugehörigkeit“ „Zigeuner“ vermerkt worden. Seine Tochter schildert die Verhaftung folgendermaßen: „Eines Tages holte die Gestapo unseren Vater Karl Wakar Horvath von unserem Platz ab. Sie kamen in einem kleinen Auto und stießen ihn hinein. Wir Kinder standen da, mit Tränen um unseren Vater. Er winkte noch einmal, dann fuhren sie mit ihm fort. Das war 1941 und meine letzte Erinnerung an ihn. Wir sahen ihn nie wieder.“

Am 20. Jänner 1941 wurde Karl Horvath in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Seine Häftlingskategorie lautete auf „Schutzhaft, Arbeitszwang-Reich, Asozial“.

Das Holzhaus in Wien wurde mit einem Gitter umzäunt und den Kindern verboten sich außerhalb dieses Rahmens aufzuhalten.

Zwischenzeitlich überstellte man Karl Horvath in die Konzentrationslager Neuengamme und Sachsenhausen, anschließend wieder zurück nach Dachau.

Er stand in Briefkontakt mit seiner Familie, die er auch mit codierten Nachrichten über das Morden in den Konzentrationslagern zu warnen versuchte. Karl Horvath umging die scharfe Zensur der Lagerverwaltung indem er Begriffe auf Romanes wie normale Namen von Personen in den Briefen einsetzte. Beispielsweise der harmlos erscheinende Satz „Wie geht’s denn Katte Mandaren?“ war in Wirklichkeit eine Information über das Töten in den Lagern.

Am 28. November 1942 wurde Karl Horvath mit einem „Invalidentransport“ von Dachau nach Hartheim überstellt. Offiziell wurde sein Tod am 30. November 1942 im KZ Dachau gemeldet. Am 2. Dezember 1942 beurkundete das Lagerstandesamt seinen Tod und gab als Todesursache „Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungentuberkulose“ an.

1943 erhielt die Familie die Todesnachricht des Vaters, ein dreiviertel Jahr später seine Urne. Während der dreitägigen Totenwache, die bei Roma üblich ist, wurden Frau und Kinder wenige Stunden vor dem Begräbnis von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz transportiert. Ein Sohn starb im Konzentrationslager, die anderen fünf Kinder sowie Karl Horvaths Frau überlebten, standen jedoch bei ihrer Rückkehr nach Österreich vor dem Nichts.